Wer „Trakehnen“ in einem Buchtitel liest, wird wohl vermuten, es würde ihm ein Fachbuch über das Gestüt und seine Pferde geboten. Das entspricht nicht dem Bestreben der Autoren. Vielmehr verweisen sie zur Zucht der Warmblutpferde Trakehner Abstammung auf die umfangreiche Fach-Literatur kompetenter Autoren. Zwar kommen das Gestüt und seine Pferde in allen Kapiteln und Abschnitten des Buchs zur Geltung.
Aber die Autoren stellen in den Mittelpunkt Ihrer Geschichtsschreibung und Dokumentation die Siedlung, die Landschaft, die Landwirtschaft, vor allem die Menschen, die mit und von den Pferden lebten, und auch die historischen und Infra-Strukturen, vom Anbeginn der Besiedlung im 16. Jahrhundert bis zur unmittelbaren russischen Gegenwart nach 2000. Sie verfügen nach 20 Jahren Forschung und Veröffentlichungen über Preußisch Litthauen in Wort und Schrift, Ton und Film über umfassendes Material aller Erlebnis-Ebenen. Dieses gewinnt besonderen Reiz durch die Einbeziehung bisher unbekannter, oder noch nicht ausgewerteter und veröffentlichter Quellen – wie den in der DDR sorgsam verborgen gehaltenen, den Autoren übergebenen Aktenbestand des Hauptgestüts, Luftbilder von 1944/45 und Archiv-Bestände des Etat-Ministeriums im Geheimen Staatsarchiv PK in Dahlem.
Die Autoren verbinden in übersichtlicher, reich bebilderter Gestaltung mit einfallsreichem Layout alle diese Quellen, sowie zusätzliche Informationen zahlreicher alter Zeitzeugen zu einer vielseitigen und vielschichtigen Übersicht. Sie runden alles zu einem lebendigen Gesamteindruck von den ländlichen Verhältnissen und authentischen Lebenswelten der Menschen in Trakehnen im östlichen Ostpreußen, die nun schon längst vergangen sind - unwiederbringlich untergegangen. Hier werden sie einprägsam festgehalten, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Alte Zeitzeugen und ihre Nachkommen werden sich – und ihr Zuhause – darin wiederfinden. Aber auch Interessenten ohne eigenen konkreten Bezug zu Trakehnen und Ostpreußen werden durch dieses Buch neue Erkenntnisse gewinnen und durch neue Eindrücke bereichert werden.
Kronprinz Friedrich und sein Geschenk: Das königliche Stutambt Trakehnen Schenkungsurkunde vom 25. August 1739
Die erste Seite der Origininal Urkunde über die Schenkung des königlichen Stutambt in Litthauen. Alle Seiten des Dokuments finden Sie im Ortsatlas Trakehnen Kapitel 5 - Die Gründung und der Ausbau Trakehnens. Viele weitere Briefe, Urkunden und Dokumente sind dort im Original abgedruckt.
[Signatur : Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin] |
Königliches Diploma und Schenkungs Dienst Für den Cron Prinz,
wegen des Stuten Ambt in Litthauen.
Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden König, Urkunden und Bekennen hiermit, für Uns und Unsere Nachkommen Könige in Preußen und Kurfürsten zu Brandenburg, daß Wir aus Besonderer Väterlicher Wohlneigung und gnädiger Gewogenheit gegen unseres ..... geliebten ältesten Sohnes, des Cron Prinzen Liebden aus höchst eigener Bewegung, wohl bedächtig resolviret, Seiner Liebden unser Stuten Amt in Litthauen, mit allen dazu gehörigen Stükken und Pertinenzien zu schenken, und zu übergeben:
1. Wir Ihm auch selbiges hiermit und in Kraft dieses auf das Bündigste, dergestalt und also das des Cron Prinzen Liebden von nun an sothanes Stuten Amt alleinig nutzen und gebrauchen, auch nach Willen und Wohlgefallen, jedoch unter nachstehenden Conditionen, dabey disponieren können, das mehrgedl. Stuten Amt also auch fernerhin und zu ewigen Zeiten, ein zur Krone gehörendes Pertinenz- und Domainen – Stück verbleiben, folglich niemals von des Cron Prinzen Lbd. Verkaufet, Verschenket, Verpfändet noch sonst mit einigen Geld – Anlehen oder Schuldenlast beschweret werden soll.
2. Wofern es aber Gott, dem Allerhöchsten gefallen sollte, des Cron Prinzen Liebden mit Leibeserben zu segnen, so ertheilen wir Seiner Lbd. Die Freiheit solches Stuten Amt, als dann Dero ältesten Sohn, unter Obbemelden Conditionen zu schenken.
3. Wollen Wir nach wie vor, die zu unterhalten des Stuten Amt in unserem Gumbinner Kriegs- und Domainen Cammer Etat angesetzten 9060 thl zu diesem Behuf ferner bezahlen lassen, auch der dabey benöthigten Beschäler noch weiterschenken und geben, wogegen Wir uns jedoch
4. reservieren und vorbehalten, aus diesem Stut Amt, alle Jahr so viel junge Pferde zunehmen als Wir von uns und unser königl. Hause auch zum Geschenk für Unsere Schwieger Söhne nöthig erachten, und gebrauchen, da dann des Cron Prinzen Lbd. Die übrigen jungen Pferde verkaufen, und dafür wie Wir bisher gethan, jährl. Bis 5000 thl. ziehen können.
5. Übrigens soll es auf dem Stuten Amt wegen Rechnung des Bieres und Branntweins, inngl. Wegen des Mahlwesens auf dem bisherigen Fuß vebleiben, und alles Bier und Branntwein aus unserem Amt Danzkehmen, nach wie vor genommen, auch nirgends anders als aus unseren Mühlen gemahlen werden, wie Wir dem Auch...
6. Die Territorial Jura und Jurisdiktion über das Stuten Amt, völlig und ungekränkt behalten wollen. Zur Urkund dessen, haben Wir dieses Diploma und Donations Patent wissentlich und wohlbedächtig höchst eigenhändig vollzogen, auch unser Majestät Siegel daran hangen lassen, und wollen darüber in allen Punkten gehalten wissen.
Gegeben Berlin den 21. Augusti 1739
(Unterschrift des Copisten)
Übertragung: Daniela Wiemer