Die Urkunde König Friedrich Wilhelm I. über die Schenkung des

Hauptgestüts Trakehnen an seinen Sohn Friedrich, später Friedrich der Grosse – 1939.

Im Geheimen Staatsarchiv Berlin PK sind umfangreiche Akten- und Urkundenbestände über das Hauptgestüt archiviert. Bei der Suche nach Archiv-Material für einen „Ortsatlas des Hauptgestüts Trakehnen und seine Vorwerke“ fand ich nach jahrelangen Recherchen viele königliche Edikte, (Kauf-) Verträge, Urkunden, Karten, Budgets, Berichte aus drei Jahrhunderten. Zwei davon werden unten veröffentlicht: die Schenkungsurkunde von 1739 und eine der ersten Karten von 1777. Von der Schenkung wird das Titelblatt im Original - und der ganze Wortlaut in übertragener Schrift gezeigt, und kommentiert. Die Karte belegt, daß zum Zeitraum der ersten 50 Jahre nur sieben Vorwerke zum Hauptgestüt gehörten – die anderen wurden später dazugekauft oder von anderen Ämtern an das Ambt Trakehnen überwiesen.

Die Warmblüter Trakehner Abstammung werden nicht im Zentrum des Buches stehen. Viele kompetente und bekannte Autoren, wie G. Rau und F. Schilke, zuletzt E. Schulte, haben Trakehnen als dem Zentrum deutscher Pferdezucht literarische Denkmäler gesetzt.

Vielmehr wird in dieser siedlungs-geschichtlichen Dokumentation die Bevölkerung, die Siedlung im Mittelpunkt stehen - von den Anfängen bei der ersten Besiedlung der „Großen Wildnis“ ab 1525 bis heute. Zwangsläufig wird natürlich ständig und auf jeder Seite von den Trakehner Pferden die Rede sein. Denn in Trakehnen und den Vorwerken lebten alle mehr oder weniger von den Pferden und mit den Pferden. Die vier Vorwerke Neu Trakehnens im Kreis Gumbinnen konnten durch Hilfsbereitschaft des Ehepaars Possekel (Guddin) und der Gumbinner Bildstelle gleichwertig dokumentiert werden, zum Teil sogar ausführlicher bebildert.

Bisher unveröffentlichte Urkunden und Karten verdienen das Interesse der alt gewordenen Trakehner Überlebenden und Ihrer Nachkommen ebenso, wie das der Freunde Trakehnens, selbst wenn sie keine ostpreußischen Wurzeln haben. So werden Senkrecht-Luftaufnahmen der Wehrmacht von August 1944 bis Januar 1945 von allen Vorwerken überraschen – vor und nach der Besetzung durch die Rote Armee, Karten aus sechs Jahrhunderten einschließlich einer russischen Karte des Sowchos Jasnaja Poljana, und gerettete umfangreiche Akten über das Personal und die Landwirtschaft. Frau D. Wiemer, Tochter eines Enzuhner - Trakehners, wird als Mitautorin das Buch maßgeblich bearbeiten und gestalten, das 2011 erscheinen soll.

Teile des gleichen Archivmaterials und auch andere Dokumente werden in einer zweiten Schrift veröffentlicht werden, die für Ende 2011 geplant ist: „Tollmingkehmen – die bäuerliche Zucht des Warmbluts Trakehner Abstammung – Das Deckregister der Station Tollmingkehmen des Landgestüts Georgenburg“. Diese kleine Schrift wird wesentlich geprägt sein von privaten Aufnahmen der Fohlen und Remonten der bäuerlichen Züchter in der Region Tollmingkehmen, und auch vom Aufzuchtbetrieb Samonienen (Reiterhof), sowie durch ein Reprint des Registers.

Dr. Wolfgang Rothe

Übertragung der Originalurkunde:

Königliches Diploma und Schenkungs Dienst Für den Cron Prinz,

wegen des Stuten Ambt in Litthauen.                                                                                           

Wir Friedrich Wilhelm von Gottes Gnaden König, Urkunden und Bekennen hiermit, für Uns und Unsere Nachkommen Könige in Preußen und Kurfürsten zu Brandenburg, daß Wir aus Besonderer Väterlicher Wohlneigung und gnädiger Gewogenheit gegen unseres ..... geliebten ältesten Sohnes, des Cron Prinzen Liebden aus höchst eigener Bewegung, wohl bedächtig resolviret, Seiner Liebden unser Stuten Amt in Litthauen, mit allen dazu gehörigen Stükken und Pertinenzien zu schenken, und zu übergeben:

1.            Wir Ihm auch selbiges hiermit  und in Kraft dieses auf das Bündigste, dergestalt und also das des Cron Prinzen Liebden von nun an sothanes Stuten Amt alleinig nutzen und gebrauchen, auch nach Willen und Wohlgefallen, jedoch unter nachstehenden Conditionen, dabey disponieren können, das mehrgedl. Stuten Amt also auch fernerhin und zu ewigen Zeiten, ein zur Krone gehörendes Pertinenz- und Domainen – Stück verbleiben, folglich niemals von des Cron Prinzen Lbd. Verkaufet, Verschenket, Verpfändet noch sonst mit einigen Geld – Anlehen oder Schuldenlast beschweret werden soll.

2.            Wofern es aber Gott, dem Allerhöchsten gefallen sollte, des Cron Prinzen Liebden mit Leibeserben zu segnen, so ertheilen wir Seiner Lbd. Die Freiheit solches Stuten Amt, als dann Dero ältesten Sohn, unter Obbemelden Conditionen zu schenken.

3.            Wollen Wir nach wie vor, die zu unterhalten des Stuten Amt in unserem Gumbinner Kriegs- und Domainen Cammer Etat angesetzten 9060 thl zu diesem Behuf ferner bezahlen lassen, auch der dabey benöthigten Beschäler noch weiterschenken und geben, wogegen Wir uns jedoch

4. reservieren und vorbehalten, aus diesem Stut Amt, alle Jahr so viel junge Pferde zunehmen als Wir von uns und unser königl. Hause auch zum Geschenk für Unsere Schwieger Söhne nöthig erachten, und gebrauchen, da dann des Cron Prinzen Lbd. Die übrigen jungen Pferde verkaufen, und dafür wie Wir bisher gethan, jährl. Bis 5000 thl. ziehen können.

5.            Übrigens soll es auf dem Stuten Amt wegen Rechnung des Bieres und Branntweins, inngl. Wegen des Mahlwesens auf dem bisherigen Fuß vebleiben, und alles Bier und Branntwein aus unserem Amt Danzkehmen, nach wie vor genommen, auch nirgends anders als aus unseren Mühlen gemahlen werden, wie Wir dem Auch...

6.            Die Territorial Jura und Jurisdiktion über das Stuten Amt, völlig und ungekränkt behalten wollen. Zur Urkund dessen, haben Wir dieses Diploma und Donations Patent wissentlich und wohlbedächtig höchst eigenhändig vollzogen, auch unser Majestät Siegel daran hangen lassen, und wollen darüber in allen Punkten gehalten wissen.

Gegeben Berlin den 21. Augusti 1739

(Unterschrift des Copisten)

Erläuterung zur Schenkungsurkunde:

Durch diese Schenkungsurkunde übertrug König Friedrich Wilhelm I. 1739 das Hauptgestüt auf seinen Sohn Friedrich, später Friedrich der Grosse.  Der König war schwer krank und konnte etwa seit 1730 die Strapazen der monatelangen Reise von Berlin nach Ostpreußen nicht mehr durchstehen. Er schickte zweimal seinen Sohn nach Preußisch Litthauen (später Reg.-Bez. Gumbinnen), mit dem er nach dem beinahe tödlich geendeten Zerwürfnis 1731 ein leidlich erträgliches Verhältnis gefunden hatte. Mit gewaltigen Investitionen nach der „Großen Pest“ 1708/1711 hatte der König das verwüstete Land wieder aufgebaut und bevölkert, u.a. mit 12000 Salzburger Bergbauern. Friedrich bewahrte durch seinen Rat des Königs Schulreform vor dem Scheitern und berichtete. Der König fand daran Gefallen und schenkte ihm wohl deshalb das Hauptgestüt, das Friedrich aber später aus seinem persönlichen Besitz an den Staat übertrug.

[Sign.: GStArchiv Berlin – Etat-Min.].


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